Jeder von uns hat solche Storys, die wir uns ständig selber erzählen. Und heute möchte ich dir von einer meiner Story erzählen und es begann mit folgender Frage:
„Ich frage mich, warum du dir diese Story seit so vielen Jahren immer wieder erzählst?“
Diese Frage stellte mir mein Coach, nachdem ich ihr wiederholt meinem Leidensdruck erzählt habe.
Wenn ich offen und ehrlich reflektiere, ist es tatsächlich so, dass ich diese Story schon seit mehreren Jahren zu meinem großen Thema gemacht habe. Und ich bin bis dato noch nicht müde gewesen, sie immer wieder zu erzählen.
Ich bin mir dessen bewusst. Macht es ehrlich gesagt überhaupt nicht besser. Diese Story ist wirklich ein kleines bisschen lebensbestimmend geworden.
Warum erzählst du dir immer wieder diese Story?
Über Jahre schon.
Was hast du denn davon, dass du dir diesen Kram so immer wieder erzählst? ( als kleine Anmerkung; das Thema meiner Story möchte ich gerne für mich behalten. Ein kleines bisschen Privatsphäre brauche ich da doch)
Meine Antwort: Ich weiß es grad nicht so genau. Aber ich habe da ein paar Vermutungen. Normalerweise stehe ich nicht so auf Spekulationen. Da ich aber grad keine faktisch belegte Antwort habe, müssen Spekulationen herhalten.
Die Frage, die sich mir stellte ist:
Wer oder was wäre ich, wenn ich mich entschließen könnte, diese Geschichte loszulassen? Wenn ich mir wirklich sagen würde:
„Es ist grad wie es ist. Warum oder wieso ist es egal. Es hat keinen Einfluss auf mich und meine Gefühle.“
Da diese Geschichte einen sehr großen Anteil meiner Gedanken einnimmt, wäre da auf einmal ein recht großer Freiraum. Wenn ich mir über dieses Thema keine Gedanken mehr machen würde, womit würden sich meine Gedanken dann beschäftigen? Ist es die Angst vor dem was dann ist, dass es mir das Loslassen so schwer macht?
Oder ist es einfach mein persönliches Drama?
Zugegeben, in meinem Leben gibt es relativ wenig Drama.
Den Status Dramaqueen habe ich definitiv abgelegt. Ab und zu kommt die Drama Queen noch mal raus, aber dank des großartigen Werkzeugkoffers, den ich habe, hat das Drama kaum eine Chance.
Außer bei dieser Geschichte…. Meiner Story, die ich mir wirklich seit so vielen Jahren immer wieder erzähle.
Du ahnst nicht, welche Versuche, Geldsummen und Methoden ich bereits in die Hand genommen habe, um diese Story bzw. dieses Thema loszulassen.
Alter Schwede, wenn ich so näher drüber nachdenke, ist das schon ein großes Fass ohne Boden.
Soviel zum Thema Spekulationen.
Fakt ist allerdings, ohne diese Story, ist mein Leben großartig. ( es ist jetzt schon mega geil, aber dann wäre es nahezu perfekt. So dachte ich mir das jedenfalls bislang)
Doch es hat ja auch durchaus seine Da-seins Berechtigung. Und ja, das ist mir sehr wichtig. Diese Story ermöglicht mir nämlich, mich schlecht zu fühlen. Sie gibt mir eine Erlaubnis, dass jemand anders verantwortlich ist und Gründe, warum ich ja jetzt noch nicht so glücklich sein kann.
Doch wenn ich diese Story loslassen würde, was wäre denn dann?
Dann hätte ich jede Menge Freiraum.
Dann hätte ich einfach eine neue Chance.
Doch habe ich die nicht? Ist es nicht so, dass ich einfach nur aufhören müsste, mir diese Story zu erzählen?
Es ist doch nicht mehr, als nur eine Entscheidung.
Okay, nachdem ich die Frage nach dem: „Warum erzählst du dir das alles überhaupt?“ nicht beantworten konnte, habe ich, wie schon so häufig, entschieden:
Schluss damit.
Ich habe mich entschieden, diese Story, die ich mir erzähle nicht mehr zu füttern. Also ihr keine Bedeutung mehr zu geben. Kann man machen. Ist doch nur eine Entscheidung.
Damit habe ich einen inneren Dämon geweckt. Aber hallo.
Wir haben am Abend einen recht gefühlsvollen Film geschaut. Mein Glück. Als wäre ein Ventil losgegangen, liefen mir die Tränen nur so übers Gesicht. Ich selber konnte das überhaupt nicht verstehen. Mir war in dem Moment gar nicht klar, warum ich so heulen musste. Auch nach dem Film erfasste mich eine tiefe Traurigkeit. Wie ein großes schwarzes Loch. Diese traurigen Gedanken, diese Traurigkeit, das kenne ich so überhaupt nicht von mir.
Ohne mir weiter darüber viele Gedanken zu machen, war ich halt traurig.
Mein Mann war einigermaßen verwundert, aber wir haben ja auch anstrengende Zeiten, da kann Frau ja auch durchaus mal traurig sein. Also tat er, was mir und meiner Seele sehr gut tat: er nahm mich in den Arm und kommentierte das nicht weiter.
Sehr gut gemacht mein Schatz.
Überraschenderweise konnte ich tatsächlich recht gut schlafen. Am Morgen wurde ich recht früh wach und hatte Bewegungsdrang (kommt jetzt auch nicht so häufig vor).
Was ein Glück, dass ich einen Hund habe, der um diese unchristliche Uhrzeit schon große Lust hatte mit mir laufen zu gehen.
Während wir so daher liefen, merkte ich, dass ich kaum mehr Gedanken zu meinem Story Thema hatte.
Irgendwo im Westmünsterländer Nirgendwo kam mir auf einmal der Gedanke: „Was, wenn du dich gestern einfach nur total bemitleidet hast? Was, wenn einfach dein System total rebelliert hat, weil du dich entschieden hast, deine Story loszulassen?
Und du darüber etwas getrauert hast?“
Das hat mich tatsächlich mit Freude durchflutet. In all den vielen Jahren, die ich mir diese eine Story erzähle und auch die unzähligen Versuche, diese Story endlich an den Nagel zu hängen, habe ich noch nie so eine heftige Reaktion gehabt. Noch nie.
Ist es endlich soweit? Kann mein Ego diese Story nun endlich loslassen?
Ja, das wäre fein. Nein, falsche Formulierung. Das ist fein. Es ist eine Entscheidung. Es ist meine Entscheidung.
Vielleicht fragst du dich, um welche Story oder welches Thema es sich dreht. Ich habe mich bewusst entschieden das nicht zu schreiben. Einmal weil es mir wirklich grad noch unangenehm ist. Vielleicht lache ich da bald drüber. Aber, und das ist der wichtigere Grund: Es spielt keine Rolle. Jeder von uns hat doch sein eigenes Thema.
Bei der einen ist es das Thema: „Ich bekomme Familie und Karriere nicht unter einen Hut“. Bei einer anderen ist es; „Ich bin nicht gut genug. Oder Ich kann das nicht. Oder ich würde ja ein Buch schreiben aber….“
Es ist vollkommen egal. Hinterfrage dich, welches deine Story ist.
Was erzählst du dir, vielleicht sogar täglich? Etwas was dich hindert, glücklich zu sein. Oder etwas, was dir immer wieder Steine in den Weg legt. Was ist es? Höre mal rein in dich und deine Innenwelt.
Was für eine Story erzählst du dir und was gibt dir diese Story?
Ein Weg, um vollends glücklich zu sein, ist, wenn wir bereit sind, loszulassen.
Wenn wir bereit sind, alles was uns das Leben schwer macht oder belastet gehen zu lassen. Oftmals haben wir absurderweise Angst vor den Konsequenzen.
Uns hat schließlich niemand gesagt, dass es wirklich so leicht gehen darf. Deshalb mache ich das jetzt. Es ist ganz einfach. Ich selber hatte es auch nur vergessen. Und jetzt habe ich es sogar öffentlich gemacht. Das ist ein großes Commitment an mein Unterbewusstsein.
Während ich dir hier meine Geschichte schreibe, erfasst mich ein tiefes Wohlgefühl.
Ja, ich bin bereit, meine Story loszulassen. Und du?